Ein Leben für haftentlassene und benachteiligte Menschen
Am 14.11. wurde eine bemerkenswerte Biographie vorgestellt. Das Leben und Wirken von Charly Rottenschlager als Gründer der Emmausgemeinschaft St. Pölten wurde von Karl Vogd in einem Buch zusammengefasst und präsentiert.
Viele Besucher:innen, Weggefährt:innen, Freunde lauschten den Erzählungen der Lektorin Helene Daxecker-Okon, dem Buchautor Karl Vogd und Charly Rottenschlager über die Entstehung dieser Biographie
Karl Rottenschlager im Wortlaut:
„Wir versuchen bei Emmaus, die Bergpredigt in Millimeterarbeit umzusetzen.“
„Die Schattenseite des Überflusses ist der überflüssige Mensch.“
„Mein Platz ist in den Kellern der Menschheit.“
Sozialmärkte, Wohnheime, Notschlafstellen, Tageszentren und eine Gärtnerei, wo sozial Benachteiligte, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Jugendliche in Problemsituationen oder obdachlose Frauen Unterstützung, Verständnis und eine Perspektive finden: Die Emmausgemeinschaft St. Pölten ist heute ein Vorbildprojekt, das in über 40 Jahren Tausenden von Menschen einen Weg zurück in die Gesellschaft gezeigt – und das Nachahmer gefunden hat. Sie ist aber auch das Lebenswerk eines Mannes, der sich mit aller Kraft vor allem für die Wiedereingliederung Haftentlassener einsetzte, 1982 mit ihnen eine familienähnliche Gemeinschaft gründete und damit den Grundstein für seine „Lebensschule“ legte.
Es gibt keine hoffnungslosen Fälle – Emmaus – eine Lebensschule für Ausgegrenzte
Das Leben von Karl Rottenschlager beeindruckt. Es zeigt den selbstlosen, ganzheitlichen Einsatz für Menschen am Rande der Gesellschaft und gibt Einblicke in die schwierige Alltagsrealität Obdachloser oder haftentlassener Menschen. „Es gibt keinen hoffnungslosen Fall, weil es für Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt.“ Das ist Rottenschlagers Devise, die seinen lebenslangen, christlich geprägten Einsatz für die Schwächsten und sein unermüdliches Streben nach sozialer Gerechtigkeit rechtfertigen. 2022 erhielt er dafür das Goldene Verdienstzeichen der Republik.
Rottenschlager begann seine berufliche Laufbahn als Sozialarbeiter 1973 in der Justizanstalt Stein, wo er am Reformaufbruch im österreichischen Strafvollzug beteiligt war. Doch er nahm auch Defizite wahr – insbesondere die mangelnde Nachbetreuung der Haftentlassenen. Mit viel Beharrlichkeit und großem persönlichem Einsatz gründete der Theologe 1982 die St. Pöltner Emmausgemeinschaft. In einem desolaten Haus im sog. „Glasscherbenviertel“ entstand damals eine familienähnliche Gemeinschaft, in der Rottenschlager und weitere Betreuer gemeinsam mit haftentlassenen Männern lebten und arbeiteten – eine „Lebensschule“ für Ausgegrenzte.
Noch heute ist dieses Zentrum sein Zuhause. Mittlerweile ist es ein weit über die Region hinaus bekanntes Vorbildprojekt, das schon Nachahmer gefunden hat. An sieben Standorten betreibt es Sozialmärkte, Wohnheime, Notschlafstellen, Tageszentren oder eine Gärtnerei für sozial Benachteiligte, für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Jugendliche in Problemsituationen oder obdachlose Frauen.
Der Autor:
KARL VOGD, studierte Deutsch und Geschichte, arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Mittelschullehrer und ist Journalist in Niederösterreich. Er kennt Karl Rottenschlager seit Jahrzehnten und hat die Entwicklung der Emmausgemeinschaft von Beginn an mitverfolgt