Hier finden Sie ein Erklärvideo zu unserem Angebot:
Entstehung
Aufgrund der steigenden Anzahl an Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störung und der Tatsache, dass der Bedarf mit dieser Diagnose ein besonderer ist, ist die WG 7 Sinne entstanden.
Die Kinder- und Jugendhilfe des Landes Niederösterreich hat uns damit beauftragt, eine bedarfsdeckende Kleingruppe mit 4 sonderpädagogischen Plätzen in St. Pölten ins Leben zu rufen.
Im August 2023 haben wir deshalb eine Wohngemeinschaft eröffnet, die sich in der Anzahl der Kinder und Jugendlichen, dem Betreuungsschlüssel und dem speziellen Angebot für Autismus-Spektrum-Störung von den inklusiven Wohngemeinschaften unterscheidet.
Sie wird als sonderpädagogische bedarfsdeckende Wohnform bezeichnet.
Wen wir aufnehmen – unsere Zielgruppe
Die WG 7Sinne kann 4 Plätze der Vollen Erziehung anbieten. Das heißt, dass Kinder und Jugendliche ab 3 Jahren in der WG leben und rund um die Uhr von Fachpersonal betreut und begleitet werden. Mit Zustimmung der Kinder- und Jugendhilfe dürfen die uns anvertrauten Kinder Zeiten an Wochenenden und in den Ferien zu Hause verbringen.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern und Angehörigen wird während des Aufenthalts und bei anbahnenden Rückführungen als unumgänglich erachtet und umgesetzt.
Die Zielgruppe umfasst österreichische männliche Kinder oder Jugendliche und ihnen gleichgestellte Minderjährige aus Niederösterreich mit Autismus-Spektrum-Störung, die nicht Zielgruppe der Abteilung Sozialhilfe und Generationenförderung-Amt der NÖ Landesregierung sind.
Eine mögliche Aufnahme wird entscheidend durch die jeweilige Gruppensituation und die einhergehenden Biografien der jungen Menschen beeinflusst. Die Betreuung der jungen Menschen ist bis zur Volljährigkeit vorgesehen und kann, nach den Vorgaben der Vorschrift Volle Erziehung, bis zum 21. Lebensjahr verlängert werden.
Die Vertreter:innen der Fachaufsicht der Abteilung GS6, der NÖ Landesregierung entscheiden über eine Aufnahme in diese bedarfsdeckende Wohnform.
Warum heißt die WG 7Sinne
Die Wahrnehmung spielt im Leben von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung eine große Rolle und wird intensiver und „überschwemmender“ erlebt als bei anderen. Deshalb haben wir unseren Fokus darauf gelegt.
Insgesamt verfügen wir laut SI (Sensorische Integration) nicht nur über die allseits bekannten 5, sondern über 7 Sinne. Diese werden in Nahsinne, auch bekannt als Basissinne, und Fernsinne eingeteilt. Die Sensorische Integration ist ein unbewusster Vorgang, bei dem Sinnesreize aufgenommen, ins Gehirn weitergeleitet und anschließend verarbeitet werden.
Unsere Fernsinne:
• Sehsinn (visuelles System)
• Riechsinn (olfaktorisches System)
• Geschmacksinn (gustatorisches System)
• Hörsinn (auditives System)
Unsere Nahsinne/Basissinne:
• Tastsinn (taktiles System)
• Gleichgewichtssinn (vestibuläres System)
• Eigenwahrnehmung / Tiefenwahrnehmung (kinästhetisches System – unbewusste Be-wegungs-, Stellungs-, Lage- und Spannungsfähigkeit, propriozeptives System – in den tiefen somatischen Geweben liegende sensorische Systeme – Muskeln, Gelenke,..)
Ziele
Vorrangiges Ziel ist eine ehestmögliche Rückkehr des jungen Menschen in die Familie oder ein anderes familienähnliches und tragfähiges System. Darüber hinaus ist es Schwerpunkt in der Begleitung des jungen Menschen eine weitest mögliche Selbständigkeit zu erreichen. Ist eine Rückkehr nicht möglich, wird eine passende weiterführende Einrichtung für Erwachsene gesucht.
Wie wir arbeiten?
Im Team arbeiten unterschiedliche Professionen (Sozialpädagogik, Soziale Arbeit, Ergotherapie, Psychotherapie) zusammen an den gemeinsamen Zielen. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Fachgespräche mit einer Kinder- und Jugendpsychiaterin und Fallsupervision mit einer Autismus-Spektrum-Expertin. Bei Bedarf werden die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen an externe Therapien (Ergotherapie, Psychotherapie,..) angebunden.
Die Aufnahme in eine Fremdunterbringung kann für unsere jungen Menschen, die vertraute Menschen und Strukturen verlieren, zu großer Verunsicherung und Destabilisierung führen. Das Team der WG 7Sinne entwickelt nach und nach eine passgenaue Alltagsstruktur für die Bewohner. Die Betreuungsform stellt an sich den Anspruch, Kindern und Jugendlichen Strukturen und Regeln vorzugeben, da diese haltgebend sind und somit ein Sicherheitsgefühl erzeugen. Die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen ist gewünscht, diese wird in Form von Einzelbetreuungen und gezielten Gesprächen erarbeitet, um den uns anvertrauten jungen Menschen einen sicheren Ort für ihre ganz persönliche Weiterentwicklung zu schaffen.
Im Alltag hat jede:r Mitarbeiter:in dieselbe Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen. Zusätzlich arbeiten wir mit dem Konzept der Bezugsbetreuung, von welcher jeder Bewohner zwei hat. Unser Anspruch ist, dass diese klare Rolle die Möglichkeit öffnet, Ziele, Wünsche und Sorgen zielgerichtet zu deponieren.
Schwerpunkte in der Betreuung sind Lebens- und Sozialraumorientierung sowie Orientierung am System der Familie. Pädagogisches Handeln gelingt dann, wenn tragfähige Beziehungen vorhanden sind. Darauf legen wir ein besonderes Augenmerk und bieten bewusst Beziehung an ohne die professionellen Grenzen zu missachten. Ein Trauma-sensibler Umgang in der Betreuung und Begleitung ist uns wichtig.
Das Konzept der neuen Autorität nach Haim Omer trägt und beeinflusst die pädagogische Haltung in der Einrichtung. Im Wesentlichen umfasst das Konzept 7 Säulen.
• Präsenz und wachsame Sorge
• Selbstkontrolle und Eskalationsvorbeugung
• Unterstützungsnetzwerke und Bündnisse
• Protest und gewaltloser Widerstand
• Gesten der Wertschätzung und Versöhnung
• Transparenz und partielle Öffentlichkeit
• Wiedergutmachungsprozesse
Ein Konzept zur Vorbeugung von Gewalt und ein sexualpädagogisches Konzept finden Niederschlag im Alltag.
Die WG bietet am Ende der Betreuung in der WG 7Sinne der anschließenden Einrichtung in Absprache und Kooperation mit der Kinder- und Jugendhilfe Übergangsgespräche an.
Kontakt
Leitung:
DSPin Angelika Heinrich
0676/88 696 901
angelika.heinrich@antlas.at